Die Herausforderung der psychiatrischen Verlaufsbeurteilung
Die Verlaufsbeurteilung einer psychiatrischen Symptomatik stellt in der versicherungspsychiatrischen Begutachtung eine besondere Herausforderung dar. Selbst wenn umfangreiche Arztberichte vorliegen, bleibt die Rekonstruktion des zeitlichen Verlaufs der Symptomatik oftmals schwierig. Dies liegt an verschiedenen Faktoren, die die Qualität und Vollständigkeit der vorliegenden Informationen beeinträchtigen.
Unvollständige Befunddokumentation
Ein zentrales Problem besteht in der unvollständigen Befunddokumentation innerhalb der Arztberichte. Häufig sind die Angaben zu Symptomen, Veränderungen oder Behandlungseffekten fragmentarisch, sodass es für den Gutachter schwierig wird, ein konsistentes Bild des Verlaufs zu erstellen. Fehlende Verlaufsangaben erschweren es, die Entwicklung von Beschwerden über einen längeren Zeitraum nachzuvollziehen.
Vermischung von Informationen
Ein weiteres Hindernis ist die unklare Trennung zwischen verschiedenen Informationsebenen. Subjektive Beschwerden der Patienten, klinische Verhaltensbeobachtungen und objektive Befunde werden in den Arztberichten oft nicht differenziert dargestellt. Diese Vermischung erschwert es, die tatsächliche Symptomatik von subjektiven Beschwerdeschilderungen abzugrenzen und die diagnostische Einschätzung zu objektivieren.
Fehlende kriteriengeleitete Diagnostik und Schweregradbestimmung
Häufig fehlt es an einer standardisierten, kriteriengeleiteten Diagnostik sowie an einer nachvollziehbaren Schweregradbestimmung der psychiatrischen Symptomatik. Ohne klare diagnostische Kriterien, wie sie beispielsweise im DSM-5 definiert sind, bleibt die Bewertung subjektiv und wenig vergleichbar. Eine fehlende Einordnung des Schweregrads der Symptomatik erschwert zudem die Einschätzung des funktionalen Beeinträchtigungsgrads und seiner zeitlichen Entwicklung.
Systematische Informationsaufbereitung durch Salomo Text Analysis
Ein systematischer Ansatz zur Bewältigung dieser Herausforderungen bietet die Salomo Text Analysis. Mithilfe dieses Analyseverfahrens können die vorhandenen Informationen aus den Arztberichten strukturiert aufbereitet und visuell dargestellt werden.
Standardisierung der psychiatrischen Symptomatik
Die dokumentierten Beschwerden, Verhaltensbeobachtungen und Befunde werden passenden DSM-5 Symptomkriterien zugeordnet. Durch eine solche Standardisierung wird es möglich, die psychiatrische Symptomatik zu verschiedenen Zeitpunkten direkt miteinander zu vergleichen.
Plausibilisierung der postulierten Diagnosen
Ein weiterer Vorteil der Methode liegt in der Plausibilitätsprüfung der postulierten Diagnosen sowie deren Schweregrad. Die durch die Standardisierung ermittelten DSM-5 Symptomkriterien [1] erlauben die Überprüfung der dokumentierten Diagnosen anhand des diagnostischen Algorithmus des DSM-5. Gleichermassen können die im DSM-5 vorhandenen Empfehlungen zur Schweregradbestimmung einer Diagnose angewendet werden.
Visuelle Darstellung
Die grafische Darstellung der auf diese Weise analysierten Informationslage bietet dem Gutachter eine fundierte Grundlage, um den gesundheitlichen Verlauf nachvollziehbar und begründet darzulegen. Das Beispiel in der Abbildung zeigt etwa, dass die Anzahl erfüllter Symptomkriterien einer Major Depression seit dem ersten Gutachten vom Januar 2023 zugenommen hat, was auf eine Verschlechterung der depressiven Symptomatik hinweist.
Verbesserung der Objektivität, Konsistenz und Nachvollziehbarkeit des Gutachtens
Die Salomo Text Analysis bietet eine innovative Lösung, um die Herausforderungen der psychiatrischen Verlaufsbeurteilung in einer Begutachtung zu bewältigen. Durch die strukturierte Aufbereitung von Arztberichten, die Zuordnung zu standardisierten DSM-5 Kriterien und die visuelle Darstellung von Symptomen und Diagnosen ermöglicht dieses Verfahren eine nachvollziehbare und fundierte Beurteilung des zeitlichen Verlaufs einer psychiatrischen Symptomatik. Dadurch wird nicht nur die Objektivität und Konsistenz in der Begutachtung verbessert, sondern auch die Nachvollziehbarkeit erheblich gesteigert.
Literatur
[1] American Psychiatric Association, Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen DSM-5. Göttingen: Hogrefe, 2013.
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